Industrielle Lebensmittelproduktion, Verpackungsmüll und Massenkonsum – ist das unsere heutige Essenskultur?
Unter dem Titel „Unersättlich – Gesellschaft im Zwiespalt zwischen Überfluss und Mangel“ haben die Schülerinnen und Schüler des Differenzierungskurses Kunst des Jahrgangs 8 des Grafschafter Gymnasiums am vergangenen Freitag im Grafschafter Museum im Moerser Schloss eine eigene Kabinett-Ausstellung eröffnet.
„Wir haben uns für das Thema „Konsum“ entschieden, da es uns alle angeht. Wir alle konsumieren tagtäglich bewusst und unbewusst, seien es Lebensmittel, Medien oder Spielzeug. Konsum ist also ein weitreichendes und wichtiges Thema in unserer Gesellschaft.“, erklärt Cesim (13) während der Eröffnungsrede. Zusammen erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler die Hintergründe unserer heutigen Essenskultur und hinterfragten sie kritisch. Themen wie Reichtum und Armut, Gesundheit und Krankheit oder gesunde und ungesunde Lebensweisen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.
Drei Projekttage lang hat der Kurs intensiv gearbeitet, sich Gedanken über die Aufgaben einer Ausstellung gemacht und dabei ein Ausstellungskonzept erarbeitet, das nun durch die Ausstellung leitet. Sie erstellten Collagen zu verschiedenen Themenschwerpunkten der Ausstellung und machten sich mit den Objekten des Museums vertraut. Sie durften die Exponate dabei ganz genau unter die Lupe nehmen und suchten sich in gemeinschaftlichen Entscheidungen passende Objekte für ihre Ausstellung aus. Die meisten ausgestellten Objekte stammen aus der Sammlung des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins. Die besondere Mischung von Rezeption und Produktion lobte auch die Kuratorin des Grafschafter Museums, Diana Finkele: „Die entstandenen Collagen laden ein, genauer hinzusehen, was die Welt und ihren Konsum bestimmt.‟
Die Kabinett-Ausstellung ist bis zum 16.02.2020 im Dachgeschoss des Grafschafter Museums zu sehen.
Zu den Hintergründen & Ablauf des Projekts:
Innerhalb des Grafschafter Museums können Schülerinnen und Schüler der Moerser Schulen seit 2018 an einem außerschulischen Lern- und Gestaltungsprojekt teilnehmen. Unter fachlicher Anleitung der wissenschaftlichen Volontärin erleben die Schülerinnen und Schüler die Entstehung einer Ausstellung von der Themenfindung, über die Konzeption und die Auswahl der Exponate bis hin zur Planung und Durchführung einer offiziellen Eröffnungsfeier. Das Konzept, wie auch der zeitliche Rahmen werden dabei individuell mit den Schulen und insbesondere mit den betreuenden Lehrern abgestimmt. So ist es dem Museum möglich, auf verschiedene Alters- und Entwicklungsstufen einzugehen und die Projekttage dementsprechend zu gestalten. Eine vorausgehende Themenauswahl unterstützt die Schulen und Lehrkräfte darin, das Projekt aktiv in ihren Lehrplan einzubinden.
Ziel der Projektarbeit ist es, die Klasse unter fachlicher Anleitung zu ermutigen, eigenständige Entscheidungsprozesse und Abstimmungsverfahren auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse durchzuführen. Mit vielfältigen medialen und nicht medialen Lernmethoden wird eine gemeinsame Arbeitsebene geschaffen, die es den Schülern ermöglicht als Jungkuratoren zu fungieren. Ausgestattet mit dem nötigen Wissen, den Aufgaben einer Ausstellung und einer Vielzahl an Exponaten, erstellt die Klasse ein gemeinsames Ausstellungskonzept. In mehreren Arbeitsschritten entstehen so Bereichstexte und Exponatsbeschilderungen, die das Konzept der Klasse deutlich machen und durch die Ausstellung leiten. Neben der textlichen Arbeit, werden die SchülerInnen auch in unterschiedlichen Kreativgruppen aktiv. Durch die Einbeziehung freier, künstlerischer Arbeit, erhält jeder einzelne Schüler abseits der grundlegenden Lese- und Schreibkompetenzen, die Möglichkeit, die eigenen Stärken aktiv in den Gestaltungsprozess der Ausstellung einzubringen.
Weiterhin dürfen die Schüler direkte Erfahrungen mit dem Umgang und der Beschreibung realer Museumsexponate sammeln. Ausgestattet mit Handschuhen, Arbeitsunterlagen und höchster Konzentration dürfen die Schüler mit realen Museumsgegenständen arbeiten. Vor allem die haptische Erfahrung weckt dabei einen neuen und intensiven Zugang zu den Geschichtszeugnissen. Auch hier entscheidet das Plenum nach Abwägung gesammelter Argumente gemeinsam über die auszustellenden Exponate. Den Abschluss der Projekttage bildet dann das Bestücken und Ausgestalten der Vitrinen und Wände. Damit fügen sich die vielen Arbeitsschritte, Entscheidungen, Texte und Exponate zu einer vollständigen Ausstellung zusammen. Und wie bei den Großen, eröffnen die Schülerinnen und Schüler voller Stolz ihr Ausstellungsprojekt bei einer schönen Feier. Insgesamt werden innerhalb des Projektes Kernkompetenzen wie Gruppenfähigkeit, Gemeinschaftssinn, Schriftlicher und Sprachlicher Ausdruck ebenso wie Kritikfähigkeit und kreatives Denken gefördert.